Ab 1. August können daheim erziehende Eltern Betreuungsgeld beantragen – doch das Interesse ist noch gering. Die Entscheidung für Kinder hänge eben nicht vom Geld ab, meint die Familienforscherin Christiane Dienel. Wichtiger sei es, in die Zukunft vertrauen zu können – zum Beispiel durch eine feste Partnerschaft und einen stabilen Sozialstaat.
So gut wie keiner will die sogenannte Herdprämie, wertfreier auch Betreuungsgeld für daheim erziehende Eltern genannt. In den meisten Bundesländern ist das Interesse an diesen 100 bis 150 Euro monatlich tatsächlich so gut wie nicht vorhanden. Beispiele: Thüringen null Anträge, Mecklenburg-Vorpommern 44 Anträge, und in Bayern, wo der Familienzuschuss umfangreich beworben wurde, sind es bisher schlappe 500 Interessenten. Im Moment kann man also sagen, das Betreuungsgeld ist ein Flopp…
Dienel: „Ich bin überzeugt davon, dass die Hauptgründe, warum sich Menschen für Kinder entscheiden, tatsächlich eben nicht in der wirtschaftlichen Situation liegen, sondern in der Frage, was man sich von der Zukunft erwartet und ob man sich traut, diese Zukunft anzugehen. Also letztlich das, was Vertrauen stiften kann. Dazu gehört eben eine feste Partnerschaft und gehört insofern ganz sicher die Ehe, weil die Ehe natürlich dieses Dauer-Versprechen noch überzeugender transportieren kann als eine Partnerschaft, die nicht rechtlich abgesichert ist. Dazu gehören sicher auch alle anderen Dinge, die einem Zukunftshoffnung geben können: Ein stabiler Sozialstaat, der verlässlich funktioniert, gute Infrastrukturen, Kinderbetreuung, Schulen, die nicht gleich wieder geschlossen werden. Sicherlich auch Dinge wie Freundschaft, Verwandtschaft und auch Glaube…
Ich denke, dass heutige Familien, auch mit beiden erwerbstätigen Eltern am Ende mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen, intensiver etwas mit ihnen zusammen unternehmen als die, sagen wir mal, 1950er-Familie in Westdeutschland.“
Quelle: Deutschlandradio Kultur