Das ist ja witzig. Wolfgang Bosbach von der Union kandidiert nicht mehr für den Bundestag. Hat er selbst gesagt. Für den Bundestag! B-u-n-d-e-s-t-a-g! Der meint wohl echt, er kann uns für dumm verkaufen. Der Mann saß da doch gar nicht drin. Wann denn auch? Er hatte doch gar keine Zeit
An zwei Plätzen gleichzeitig sein, das kann nun wahrlich keiner. Wer hat dem Mann denn gesteckt, dass ein Studio das Plenum und Plasberg der Bundestagspräsident sind? Er hätte sagen sollen, dass er nicht mehr für das ZDF, für ARD und den WDR kandidiert. Ja, dann wäre aus der Sache ein Schuh geworden. Dann hätte man verstanden, dass er für die nächste Legislaturperiode im postdemokratischen Betrieb und der Simulation einer Debattenkultur via Fernsehen, nicht mehr zur Verfügung steht.
Nie und nimmer war dieser Mann im Bundestag heimisch. Gibt es überhaupt Bilddokumente die belegen könnten, dass er den Bundestag je betreten hat? Sein politisches Amt war viel mehr die Showbühne, die Couch hier, der Sessel da, Plausch bei Christiansen, bei Jauch, bei Will, immer hart aber herzlich bei Plasberg. Wenn man sich einen Politiker des mediokratischen Zeitgeistes vorstellen müsste, man bräuchte nur an Herrn Bosbach denken. Der hat die Inhaltsleere, die man in ein Studio verfrachtet, über Jahre hinweg kultiviert. Er hat ferner bewiesen, dass man in einer Postdemokratie kein ausgemachter Experte in bestimmten politischen Fragen sein muss. Es ist vollkommen ausreichend, wenn man Dauergast in Talkshows ist und dort zu jedem Thema eine Ansicht hegt und pflegt. Präsent sein, gesehen werden, so wird man zur geistigen Größe im Politbetrieb unserer Epoche. Dass man dabei politisch betrachtet nichts Nennenswertes hinterlässt, ist überhaupt nicht wichtig.
ad sinistram - 29.8.2016