Die Kinderarmut stellt Deutschlands Kommunen vor große soziale und finanzielle Herausforderungen. Betroffen davon sind vor allem die Städte und Landkreise in den ostdeutschen Bundesländern. Allerdings macht die Kinderarmut auch vor den westdeutschen Bundesländern nicht Halt.
Hier gibt es innerhalb der Bundesländer teilweise große regionale Unterschiede. Das zeigt eine aktuelle Analyse der Bertelsmann Stiftung. [...]
Kinderarmut bezeichnet den Anteil der Kinder unter 15-Jahren, die Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch II beziehen. Besonders betroffen sind Berlin (mit einer Quote von 35,7 Prozent) sowie Bremen und Sachsen-Anhalt mit jeweils 30 Prozent. Es folgen Mecklenburg-Vorpommern (28,3 Prozent), Sachsen (24,1 Prozent), Brandenburg (23,2 Prozent), Hamburg (23 Prozent) und Thüringen (22,1 Prozent). Zum Teil deutlich niedriger liegt die Kinderarmutsquote in den westdeutschen Flächenländern Nordrhein-Westfalen (17,2 Prozent), Schleswig-Holstein (16,2 Prozent), dem Saarland (15,9 Prozent), Niedersachsen (15,6 Prozent), Hessen (14,6 Prozent) und Rheinland-Pfalz (12,1 Prozent). In Baden-Württemberg (8,3 Prozent) und Bayern (7,4 Prozent) ist Kinderarmut kaum anzutreffen. [...]
“In den Kommunen gibt es einen großen Handlungsdruck”, sagte Vorstandsmitglied Dr. Brigitte Mohn von der Bertelsmann Stiftung bei der Veröffentlichung der Analyse. “Oft geht das Aufwachsen in schwierigen sozialen Umfeldern und das Leben in Armut mit sozialer Ausgrenzung der Kinder und schlechten Bildungschancen einher. Hinzu kommt die angespannte Finanzsituation der Kreise, Städte und Gemeinden, die kaum noch Spielräume für gezielte Hilfen haben.” [...]
“Damit haben die Kommunen die finanziellen Grenzen zur Verbesserung der sozialen Lage von Kindern und Jugendlichen erreicht”, sagte Mohn. Mit einem weiteren Anstieg der Sozialausgaben drohe vielen Kreisen, Städten und Gemeinden die Schuldenfalle.
Quelle: Bertelsmann Stiftung
Anmerkung Jens Berger: Es ist schon zynisch, wenn Bertelsmann-Großaktionärin Brigitte Mohn diese dramatischen Zahlen ausschließlich mit der neoliberalen Sorge vor steigenden Sozialausgaben und steigender Staatsverschuldung kommentiert. Die beste Armutsbekämpfung besteht darin, Armut erst gar nicht entstehen zu lassen und die vorhandene Armut durch Jobs zu bekämpfen, von denen man menschenwürdig leben kann. Doch darum geht es Frau Mohn offenbar nicht. Wenn man ihr Statement zwischen den Zeilen ließt, scheint Mohn eher dafür zu plädieren, die Sozialausgaben zum Wohle der kommunalen Kassen noch weiter zu kürzen. Dies wäre jedoch genau der falsche Weg, da dies nur neue Armut erzeugen würde.